Paarufer



Paarhufer haben ihren Namen von der Anzahl Zehen, nämlich entweder zwei oder vier.


Als der Liebe Gott die Tiere geschaffen hatte, sah er sie an und dachte, dass sie wahrlich nicht hübsch waren. Nackt und rosa. Er überlegte, was er anders machen könnte, um jedem Tier etwas ganz besonderes zu geben und es einzigartig zu machen. Also nahm er eine große Kiste, in der er Farbe, Wolle, Federn, Schuppen, Haare und vieles mehr hatte. Er rief die Tiere zu sich und bat sie, sich hintereinander aufzustellen, damit er ihnen nacheinander ein unverwechselbares Aussehen geben konnte. Als das Schwein ankam, sah es die lange Schlange und seufzte schwer. “Die Schlange ist sooo lang”, dachte es “da lege ich mich lieber noch etwas unter den großen Baum in den Schatten und warte, bis die Schlange kürzer geworden ist.”

Gott verteilte derweil bunte Federn an die Vögel; ein weiches Fell an Hunde, Katzen, Mäuse; schillernde Schuppen an die Fische; eine glänzende Haut an Frösche, Wale, Delfine und färbte Leoparden, Zebras und Tigern Muster in ihr Fell. Als er fertig war sah er zufrieden auf sein Werk und freute sich an der Artenvielfalt, die nun vor ihm stand. Auch die Tiere waren alle glücklich, betrachteten ihr neues Gewand und liefen dann in alle Himmelsrichtungen davon.

Als das Schwein erwachte, war es ganz still geworden. Es sah von seinem Schlafplatz auf und erschrak, als er erkannte, dass kein Tier, außer ihm, mehr da war. Schnell rannte es zu Gott, der vor der großen Kiste stand und es überrascht ansah.

“Schwein, wo kommst Du jetzt erst her? Alle anderen Tiere sind schon hier gewesen.”
“Ich habe geschlafen. Bekomme ich jetzt ein Fell?”

Da sah Gott es mitfühlend an und neigte die Kiste, damit das Schwein hinein gucken konnte. Sie war leer.

Das Schwein begann fürchterlich zu weinen und dicke Tränen kullerten über seine zartrosa Bäckchen. Gott tat das Schweinchen unsagbar leid und so kratzte er die letzten Borstenstoppel zusammen, die noch am Boden der Kiste lagen, und verteilte sie dem Schweinchen auf dem Rücken. Doch auch das konnte das arme Schweinchen nicht beruhigen. Es weinte ganz schrecklich, weil es nun für immer nackt und rosig sein würden und alle anderen Tiere wunderschöne Gewänder bekommen hatten.
Da rief Gott einen Engel zu sich und bat ihn um seinen Lockenstab. Damit ringelte er das Schweineschwänzen zu einer prachtvollen Locke.

Als das Schwein das sah, strahlte es über das ganze Gesicht, sprang vor Freude in die Höhe und rief: “Schaut nur, was ich für einen wunderschönen Ringelschwanz habe!” Auch die anderen Tiere staunten bewundernd auf den Ringelschwanz des Schweines, dem es plötzlich gar nicht mehr wichtig war, dass es das einzige Tier ohne Fell oder Gefieder war.

Und weil das Schweinchen so stolz auf sein Ringelschwänzchen war, lief es fortan nur noch auf Zehenspitzen.




Spotted Deer - Nordindien


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Die Giraffe und das Nashorn. Tansania.pd
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Der Löwe sah die Ziege einst auf einem steilen Felsen. Da rief der Löwe: "Komm doch auf diese schöne fette Wiese herab. Hier findest du die trefflichsten Gräser und Kräuter. Dort oben wirst du nur Hunger leiden."

 

Die Ziege überlegte nicht lange und antwortete: "Ich danke dir für den klugen Rat. Aber mir scheint, dir liegt wohl mehr an meinem Fleische als an meinem Hunger. Hier oben bin ich vor dir sicher. Dort unten würdest du mich sofort verschlingen."

- Äsop -